Wer vertritt in Ihrem Unternehmen die Interessen der Arbeitnehmer? Ah ja, ein formal gewählter Betriebsrat. In anderen Organisationen ist es eher eine lose Gruppe von Mitarbeitern, die den Mund aufmachen. Manchmal ist die Unternehmenskultur auch so partizipativ, dass sich bisher kein Betriebsrat gebildet hat. Eigentlich ist es auch egal, in welcher Struktur Sie sich befinden, weil die Belange der Mitarbeiter für den Erfolg das Intranets grundlegend sind.

Ein formal gewählter, mächtiger und aktiver Betriebsrat ist jedoch die Institution, die wir bei unseren großen und sehr großen Kunden vorfinden. Die Beziehung zwischen der Geschäftsführung und diesen Arbeitnehmervertretern variiert enorm: Von sehr einvernehmlich bis sehr konfrontativ haben wir schon alles mögliche erlebt.

Wenn Sie sich nicht über die Ziele Ihres Intranets als Portal für Mitarbeiter, Wissensmanagement und Unternehmensprozesse im Klaren sind, kann es sein, dass Sie nicht wissen, ob und wann Sie die Arbeitnehmervertreter im besten Fall integrieren sollten.

Einfache Faustregel: Je stärker Sie mit dem Intranet partizipative Prozesse und Zusammenarbeit im Unternehmen fördern wollen, desto eher sollten Sie den Betriebsrat involvieren.

Ich halte es grundsätzlich für einen Fehler, die Arbeitnehmervertretung nicht von Beginn an einzubinden. Allerdings wird der Betriebsrat in vielen Unternehmen systematisch dazu erzogen, dass “es immer noch schlimmer kommt, als man denkt”. Und in einer solchen Situation gibt der Betriebsrat den idealen Bremser für Ihr Projekt ab, weil er überall Herausforderungen und Fallen wittert.

Und seien wir offen: Mit Technologie kann man ganz viele unterschiedliche Dinge machen. Die Kernphysik hat Kernspintomographen, aber eben auch Atombomben hervorgebracht. Auch Intranets können mit viel bösem Willen zu toxischen Orten werden, an dem mehr Überwachung und Mobbing als konstruktive Zusammenarbeit angezettelt wird. Wie Sie mit Zweiflern umgehen sollten, haben wir ja gerade durchdacht.

Integrieren Sie den Betriebsrat nur dann in Ihr Kern-Projektteam, wenn ein gutes und konstruktives Verhältnis zwischen Geschäftsführung und Arbeitnehmervertretung herrschen kann, und auch mal Experimente möglich sind. 

Wenn das nicht geht, müssen Sie die Arbeitnehmervertretung zwar ernst nehmen, aber als “Zweifler” behandeln und separat eng einbinden.

Warum ein Social Intranet perfekt für Betriebsräte ist

Für den Fall, dass Sie in die konkrete Situation kommen, mit dem Betriebsrat zusammenzuarbeiten oder jemanden aus dieser Institution überzeugen zu wollen, möchte ich Ihnen hier ein paar Gedanken und Argumente an die Hand geben, die ich für relevant halte.

Ganz grundsätzlich sollte die Arbeitnehmervertretung die Schaffung eines modernen Intranets mit partizipativen Elementen fördern, fordern und mit vorantreiben. Und das sage ich nicht, weil wir selbst Intranets herstellen.

Die ureigene Aufgabe des Betriebsrats ist die Vertretung der Interessen der Arbeitnehmer. Dabei geht es um die Mitbestimmung daran, wie mein Arbeitsplatz gestaltet wird, wie der Betrieb abläuft, wie sich das Unternehmen entwickelt und wie demokratische Prinzipien das Unternehmen stärken können. Es geht um selbstbestimmtes und würdevolles Arbeiten miteinander und gegen die Ausnutzung von “Humanressourcen” zur reinen Gewinnmaximierung. 

Wie stark diese Aufgaben systematisch im Einklang mit den Zielen eines modernen Intranets stehen (und übrigens auch die nachhaltige Unternehmensorganisation im 21. Jahrhundert abbilden), kann ich gar nicht fett genug unterstreichen. Wenn Ihr Unternehmen in zehn oder zwanzig Jahren noch existieren soll, dann müssen Sie sich heute so aufstellen, dass Ihre Teams effektiv mit Komplexität umgehen können.

Früher reichte es noch, einfach effizient (oder schlicht kostengünstig) etwas zu produzieren. Heute müssen Sie die Probleme Ihrer Kunden verstehen und lösen. Und das Blöde ist, dass die sich ständig ändern und es im Markt lauter Überraschungen gibt. Um das zu erleben, müssen Sie nicht zehn oder zwanzig Jahre warten. Das kriegen Sie heute schon mit. Da braucht Ihnen nur ein kleiner und weniger bekannter Mitbewerber einen Auftrag oder einen Kunden vor der Nase wegzuschnappen, weil er einfach flexibler und schneller als Ihre Organisation ist, und Sie denken: Warum sind wir nicht so schnell und wendig? Oder es kommt ein großes Unternehmen daher (vielleicht war es vor ein paar Jahren noch ein kleines Start-up), das quasi über Nacht die Funktionsweisen Ihres Marktes verändert und damit wichtige Teile Ihres Geschäftsmodells bedroht. Sie müssen also handeln.

Wer eine funktionsfähige Gelddruckmaschine im Keller stehen hat, die nie besser als heute funktionierte, und trotzdem die Kommunikation und Zusammenarbeit in der Organisation verbessern will, muss schon ein sehr vorausschauender Unternehmer sein. Die meisten unserer Kunden merken, dass es so wie jetzt auf Dauer nicht mehr funktionieren wird.

Und dazu gehört auch die Sache mit dem Betriebsrat. Ich erlebe es immer wieder, wie Betriebsräte die Liveschaltung eines Intranets verhindern, weil das ein mitbestimmungspflichtiger Vorgang ist. Ein Intranet, das erfolgreich ist, greift in die täglichen Arbeitsabläufe der Mitarbeiter ein und ist daher mitbestimmungspflichtig. Das ist gesetzlich verbrieft und unumstößlich. Einige Projektteams versuchen lange, sich davor zu drücken. Aber irgendwann müssen sie den Betriebsrat ja doch einbinden.

Wenn ich im Rahmen von Projekten mit Arbeitnehmervertretern rede, bitte ich sie und rate ihnen stets, so früh wie möglich die Hand zu heben und sich einzubringen – nicht unbedingt aktiv in die Projektarbeit, aber in die Abstimmung darüber, welche Grundlagen gegeben sein müssen, damit eine Betriebsvereinbarung möglich ist. Längere Abstimmungsrunden ermöglichen beiden Seiten bessere Verhandlungsergebnisse.

Je länger ich mich abstimmen kann, desto besser können die Interessen abgeglichen werden und desto weniger Bürokratieunsinn überlebt die Verhandlungen.

Ich will nicht verhehlen, dass wir es schon häufiger erlebt haben, dass der Betriebsrat das Intranet quasi in Geiselhaft genommen hat, um andere Ziele zu erreichen. In der Regel ging es um Gehälter, Gehaltserhöhungen oder konkrete Konditionen im Rahmen der Mitarbeitervergütung. Das ist ganz offensichtlich möglich. Welchen Erfolg das hatte, hat man uns nie gesagt. Aber es ist eine Taktik, die in Intranet-Projekten vorkommt, auch wenn sie mit dem Intranet rein gar nichts zu tun hat.

Jedem Betriebsratskollegen sollte daran gelegen sein, dass das Intranet am Ende (ganz in seinem Sinne) tatsächlich die Arbeitnehmerinteressen unterstützt. Dafür gibt es viele Ansatzpunkte.

Der Betriebsrat selbst braucht eine Bühne für seine Kommunikation. Die Arbeitnehmervertretung hat sehr ähnliche Bedürfnisse wie die Geschäftsführung selbst, was die Kommunikation angeht. Ein stark genutztes Intranet mit einer zentralen Anlaufstelle für den Betriebsrat ermöglicht es, dass sich die Mitarbeiter über aktuelle Themen der Arbeitnehmervertretung informieren und an ihnen beteiligen können. Der Betriebsrat kann Ergebnisse darstellen, Wahlen organisieren und die Ansprechpartner vorstellen.

Ein erfolgreiches Intranet eröffnet deutlich mehr Raum und Aufmerksamkeit für die Arbeitnehmervertretung. Eine frühzeitige Beteiligung hilft dabei, diese Potenziale zu nutzen.



Das Social Intranet

Zusammenarbeit fördern und Kommunikation stärken. Mit Intranets in Unternehmen mobil und in der Cloud wirksam sein.

Virtuelle Zusammenarbeit in Unternehmen: Social Intranets als digitale Heimat 

Nie zuvor wurde die Unternehmenswelt so sehr von Cloud-Software und Spezialanbietern überrannt wie jetzt. Es gibt so viel Software, dass es immer schwieriger wird, den Überblick zu behalten. Umso wichtiger ist es für die Zukunft von Unternehmen, einen Ort der digitalen Zusammenkunft zu haben. Einen verlässlichen Heimathafen, sinnvoll vernetzt mit den zahlreichen anderen Systemen. Eine Möglichkeit, sich einfach und schnell zu orientieren, die Transparenz im Unternehmen zu erhöhen und die Zusammenarbeit effektiver zu gestalten.
Dieses Buch verrät Ihnen aus langjähriger Erfahrung heraus, wie das heute schon geht und welchen vermeintlichen Trends Sie lieber nicht folgen sollten.

Über den Autor

Martin Seibert war 17, als er das Softwareunternehmen Seibert Media gründete. 24 Jahre später hat es knapp 200 Mitarbeiter und macht 35 Millionen Euro Umsatz im Jahr. Seine Begeisterung für Technologie teilt er seit vielen Jahren in YouTube-Videos – und jetzt auch in seinem neuen Buch über Social Intranets.


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Dieser Inhalt wurde zuletzt am 17.04.2020 aktualisiert.

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